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Sterne, die vom Himmel fallen
Ein tiefer Blick in einen mondlosen Nachthimmel zeigt ein scheinbar festes und unveränderliches Bild aus Sternen und Planeten. Alles hat
seinen Platz und geht seinen vorhersehbaren und gewohnten Gang. Dass dieses Bild seinen Betrachter täuscht wird spätestens dann offenkundig,
wenn lautlos aufblitzend eine Sternschnuppe durch das Bild huscht. Derartige Leuchterscheinungen können häufiger beobachtet werden.
Foto: Die staubkorn- bis erbsenroßen Fragmente des Kometen Swift-Tuttle verursachten in der Sommernacht des 19.08.1993 den
als Persiden bezeichneten Sternschnuppenregen. Am oberen Bildrand ist gerade noch eine helle Sternschnuppe zu sehen. Die Langzeitaufnahme
entstand auf dem südöstlichen Riesrand des 562 m hohen Bockberg bei Harburg. Foto Oliver Sachs
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Deutlich seltener werden größere planetare Kleinkörper beobachtet. Treten sie in die Erdatmosphäre ein, so bilden sich spektakuläre Meteore,
Feuerkugeln oder Boliden mit eindrucksvollen Leuchterscheinungen. Weil diese größeren Körper wesentlich tiefer in die Erdatmosphäre eindringen,
können sie gelegentlich von Rauch- und/oder Schallphänomenen begleitet werden. Gerade das helle Aufblitzen in Verbindung mit einem lauten Krachen
oder Donnern hat die Beobachter früherer und heutiger Zeiten sehr verstört. Das wohl bekannteste moderne Beispiel ist der 2013 gefallene
Meteor von Tscheljabinsk.
Bild: Sultan Mehmed II beobachtet um 1448 während der Belagerung von Konstantinopel einen Meteor mit Licht und Raucherscheinung.
Dem Chronisten zufolge ist ein helles Licht gegen die Stadt vom Himmel herab gefahren, dessen Folgen noch nach Stunden zu beobachten waren.
Quelle: Imhof, A. L. v. (1695). Sammlung und Foto Oliver Sachs.
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Fallerscheinungen und Meteoritenfunde – ein extrem seltenes Paar
Bereits in der Antike wurden Meteoriten als Rohstoff für diverse, vom Menschen produzierte Dinge wie Werkzeuge, Waffen oder Kultobjekte
verwendet. So sind von ägyptischen Funden Perlen oder Messerklingen aus meteoritischem Eisen belegt. Meteoreisen wurde aber auch von Eskimos
oder den Indianern Nordamerikas verarbeitet.
Ungleich seltener ist die Überlieferung eines Meteoritenfalls, welcher durch Zeugen beobachtet und von dem später zusätzlich noch
Originalmaterial geborgen werden konnte. Bisher gilt der Meteorit von Nogata auf der Insel Kyūshū (Japan) als der älteste beobachtete Fall
eines Meteoriten, von dem bis heute Material erhalten geblieben ist. Der Überlieferung zufolge wurde am 19. Mai 861 der Meteoritenfall beobachtet.
Als Reste des Meteoriten bei einem Shintō-Tempel gefunden wurden, brachte man den mit einer schwarzen Schmelzkruste überzogenen Meteoriten
zu der religiösen Stätte, wo er bis heute aufbewahrt wird. Erst 1980 – als mehr als 1100 Jahre später – ist der Meteorit wissenschaftlich untersucht
worden. Es handelt sich demnach bei dem 472 g schweren Meteorit um einen Steinmeteorit (genau L6-Chondrit). Eine ergänzend durchgeführte Radiokarbondatierung
bestätigte zudem das überlieferte Falldatum.
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Bild: Ausschnitt von Seite 257 (CCLVII) der lateinischen Ausgabe der Weltchronik von Hartmann Schädel, welche 1493 erschienen ist und
den Meteoritenfall von Ensisheim beschreibt und darstellt. Bei dem Druckerzeugnis handelt sich um eine Inkunabel, d. h. es wurde noch mit beweglichen Lettern
gedruckt. Sammlung und Foto Oliver Sachs
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Der Meteoritenfall von Ensisheim – Europas ältester dokumentierter Fall mit Originalmaterial
Die heute 53,83 kg schwere Hauptmasse des Meteorit Ensisheim stellt den ältesten, durch Zeugen dokumentierten Meteoritenfall
in Europa und den zweitältesten auf der Welt dar. Das Ereignis wurde 7. November 1492 zwischen 11 und 12 Uhr als gewaltige
Explosion im weiten Umkreis der elsässischen Stadt Ensisheim und im Süden bis weit über Basel hinaus, sogar bis in die
Zentralschweiz, aber auch bis an Donau und Neckar wahrgenommen. Ein Augenzeuge beobachtete, wie der ursprünglich wohl mehr
als 127 kg schwere Steinmeteorit ein etwa ein Meter tiefes Loch in eine landwirtschaftlich genutzte Fläche schlug. Die
Leuchterscheinung und vor allem die heftigen Schallerscheinungen erregten großes Aufsehen in der ganzen Region.
Fotoreihe unten
links: Die heutige Hautpmasse des Steinmeteoriten in seiner neuen Vitrine im Museum des Palais de la Régence in Ensisheim;
mittig: Vorderseite des Meteorit Ensisheim; rechts: Rückseite mit Sammlungsnummer. Fotos: Oliver Sachs
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Um sich vor Augen zu halten, welchen Eindruck das Himmelsereignis auf die damaligen Menschen hatte, muss man über 500 Jahre in der Zeit
zurückgehen. Der Buchdruck entwickelte sich gerade als neue innovative und bahnbrechende Erfindung. Den Menschen des ausgehenden Mittelalters
stand ein Zeitenwechsel bevor: Sie befanden sich an der Schwelle zur Renaissance, jener Zeit um 1500, die als Umbruch vom Mittelalter zur
Neuzeit gilt. Die Weltanschauung, die Kunst aber ebenso die Leistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Technik nahmen langsam
Fahrt auf. Es wurde versucht, wieder an die Kenntnisse der griechischen und römischen Antike Anschluss zu finden. In diese Zeit also fiel
der Meteorit von Ensisheim. Er wurde beobachtet, ist kurze Zeit später beschrieben und im Bild dargestellt worden und das Wichtigste: Das
Material des kosmischen Körpers blieb bis heute in diversen Sammlungen erhalten. Mittlerweile ist das Ereignis über ein halbes Jahrtausend
her.
Was wissen wir heute noch über den ersten beglaubigten Meteoritenfall des Abendlandes? Und von wem?
Der Überlieferung nach hütete am St.-Lorenz-Tag, dem 7. November 1492, ein Knabe bei Ensisheim in der Rheinebene die Schafe.
Und Sebastian Brant wohnte und arbeitete im rund 40 km entfernten, südlich gelegenen Basel. Er war zu jener Zeit Dekan der juristischen
Fakultät. Der Hirtenjunge und Sebastian Brant sind die wohl bekanntesten Chronisten des spätmittelalterlichen Himmelsereignisses von
Ensisheim.
Für die Mittagszeit des 7. November 1492 ergibt sich anhand der guten Dokumentation der folgende Ablauf:
Der Meteorit von Ensisheim kündigte sich als erstes mit einer gewaltigen Licht- und Schallerscheinung an. Theodora von der Mühll (1975, 1976)
zeichnet ein klares Bild, wie es die Menschen damals wahrgenommen haben mussten: „Gehört haben es in weitem Umkreis alle Menschen: einen
entsetzlichen, unbegreiflichen Knall, anders als der ärgste Donnerschlag und ohne Blitz, ohne Anzeichen eines Gewitters.“. Die Menschen
erschraken, ja erschauerten vor diesem unerklärlichen Ereignis. Natürlich verbreitete sich das beobachtete Phänomen rasch von Mund zu Mund.
Einziger direkter Augenzeuge des letzten und visuell unauffälligsten Fallabschnitts ohne Leuchten ist ein kleiner Hirtenjunge, der zu diesem
Zeitpunkt seine Schafe weiden lässt. Der Knabe berichtete, wie unter lautem Lärm „eine Art Felsblock vom Himmel herab auf den nahen Acker
fiel, sich durch die helle Wintersaat eingrub, tief in die Erde, und ringsum ein Regen von Steinen niederging. Ein Schaf wurde verletzt.“
(Mühll, 1975, 1976). Aus den damaligen Berichten geht hervor, dass der Meteorit in ein Weizenfeld zwischen Ensisheim und Battenheim gestürzt
ist. Nach den Beschreibungen hatte er die Form eines Dreiecks, wobei nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass dieser Stein damals als
„Himmelszeichen“ eingestuft wurde und folglich die Trinität bzw. Dreifaltigkeit bei der Beschreibung eine Rolle gespielt haben könnte.
Sicherlich wurden derartige Himmelszeichen als eine "Abweichung von den bekannten Naturgesetzen" gesehen und folglich als Heils- oder Unheilszeichen
eingestuft. Der Überlieferung zufolge kamen beim Fall von Ensisheim bald Menschen aus der Umgebung zur Fundstelle herbei, haben den frisch gefallenen
Meteoriten aus dem etwa „eine halbe Mannslänge tief“ gelegenen Kraterloch geborgen und anschließend auf einen Ochsenwagen verladen. Gleichzeitig
wurde damit begonnen, Stücke abzuschlagen und diese als Talisman oder einfach als Erinnerungsstück mitzunehmen. Der Meteorit wurde durch das
Stadttor von Ensisheim in die Kirche transportiert. Die Reichsverwaltung hatte noch vor Ort ein Verbot erlassen, sich weiter an dem Wundergebilde
zu vergreifen.
Dass ein Hagel von kleinen Steinen kein ganz unbekanntes Naturereignis war, geht aus dem Sammeleifer der einfachen Leute hervor. Die
Überlieferung meldet vielerorts, man habe solche Steine aufgehoben, weil in ihnen die Kraft Gottes wohne, sie heilende Wirkung ausstrahlten
und Gewitter dem Haus, in dem sie aufbewahrt wurden, keinen Schaden zufügten. Nach überstandenem Schrecken eilten dann auch im alten Sundgau (südlicher
Teil des Elsass) die Schaulustigen aufs Feld, wo harte Splitter um den kleinen Schäfer niedergeprasselt waren, sammelten und wagten, als sich
keine Stücke mehr fanden, auch weiterhin Stücke von dem großen Block abzuschlagen (Mühll, 1975, 1976).
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Sebastian Brant beschrieb in seinem vermutlich noch 1492 in Basel erschienenen Flugblatt „Vom Donnerstein bei Ensisheim" das Geschehen
detailliert, wodurch das Ereignis über die Grenzen bekannt wurde. Es ist nicht verwunderlich, dass die Schilderung des Meteoritenfalls
von Ensisheim einen festen Platz in den Handschriften, frühen Einblattdrucken (Inkunabeln) und Geschichtsbüchern der nachfolgenden Zeit
einnahm. So finden sich Hinweise auf die Bedeutung als „Wunderzeichen“ bei Hartmann Schedel (1493), Diebold Schilling (1536), Johannes
Cuspinianus (1540), Marcus Frytschius (1555), Caspar Goltwurm (1557), Sebastian Münster (ab 1559), Christian
Wurstisen (1580) und vielen weiteren.
Bild: Das um 1492 erschienene Flugblatt „Vom Donnerstein bei Ensisheim" von Sebastian Brant. Digital aufgearbeitet: Oliver Sachs
Sammlung: Universitätsbibliothek der Eberhard Karls Universität Tübingen, Quelle (URN): nbn:de:bsz:21-dt-23745
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Schon ein Jahr später wurde der Meteoritenfall in der „Schedelschen Weltchronik“ erstmals mit Beschreibung und Abbildung dargestellt.
Der Autor dieser Chronik war der 1440 in Nürnberg geborene Hartmann Schedel. Die Inkunabel mit dem Holzschnitt des Donnersteins von
Ensisheim wurde 1493 erst in Latein, dann im selben Jahr in Deutsch bei dem Nürnberger Verlag von Wolgemut gedruckt.
Im Laufe der Zeit kamen sicherlich weitere "schmückende Begleitgeschichten" hinzu, die dann
nicht unbedingt mehr als genaue, naturwissenschaftliche Beschreibung eines Meteoritenfalls gewertet werden können.
Bild: Detailansicht aus der Schedelschen Weltchronik zum Ensisheim-Meteoriten. Der Druck stellt das Fallereignis sowie die Fundlage
in dem Weizenfeld zwischen Ensisheim und Battenheim dar. Sammlung und Foto Oliver Sachs
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Die Formschneider der Illustrationen der berühmt gewordenen Weltchronik waren Michael Wolgemut selbst und sein Stiefsohn Wilhelm Pleydenwurff. Auch Albrecht
Dürer war zwischen 1486 und 1490 in Wohlgemuts Werkstatt zur Lehre, womit der damals noch junge Dürer höchstwahrscheinlich an den
Holzschneidearbeiten teilweise beteiligt war, da einige seiner Illustrationen zur 1498 erschienenen "Apocalypse" (Link) eine bemerkenswerte Ähnlichkeit
aufweisen. Überhaupt gilt Albrecht Dürer (1471- 1528) als ein möglicher Augenzeuge dieses himmlischen Phänomens. Für junge Handwerker und Künstler war
und ist es üblich auf einer Wanderschaft weitere Erfahrungen für das künftige Berufsleben zu sammeln. Dürer war zum fraglichen Zeitpunkt
genau in jenem Gebiet unterwegs, in dem die visuellen und akustischen Ereignisse des Meteoritenfalles von Ensisheim erlebbar waren. So malte
er 1496 das Bildnis „Büßender Hieronymus“ auf eine Holztafel, welches sich über lange Zeit in einer Privatsammlung befand. Als das Bild
1960 genauer untersucht wurde, fand sich auf der Rückseite ein weiteres, damals noch unbekanntes Bild Dürers: die Darstellung eines explodierenden Himmelskörpers.
Da Dürer sich 1492 im rund 40 km entfernten Basel aufgehalten hat und demnach wohl Augen- und Ohrenzeuge war,
könnte das Bild den Meteoritenfall von Ensisheim in der Leuchtflugphase zeigen. Erreicht ein Meteor die tieferen Luftschichten, so erlöschen
die auffälligen Lichterscheinungen und er geht in die sogenannte Dunkelflugphase über.
Heute geht man davon aus, dass die Erfahrung dieses zweifellos eindrücklichen Ereignisses Dürer sein ganzes Leben begleitet hat. So
sind ähnliche Himmelserscheinungen auf seinen Arbeiten in der "Die Eröffnung der Fünften und Sechsten Sigels" aus Dürers Apokalypse,
oder bei der um 1500 entstandenen Grafik "Martyrium der hl. Katharina von Alexandrien", dargestellt.
Hatte der Meteoritenfall von Ensisheim Einfluss auf weitere Künstler der Renaissance?
Ein weiterer Augen- oder Ohrenzeuge war möglicherweise Hans Holbein der Ältere (um 1465- 1524). Hans Holbein d. Ä. prägte die Kunstwelt
neben weiteren Malern (Albrecht Dürer, Lucas Cranach etc.) in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit. Künstlerisch vollzog
Holbein den Wechsel von der Stilrichtung der Gotik zur Renaissance etwa zu Beginn des neuen Jahrhunderts, also ab 1500. Seine Ausbildungsjahre
verbrachte er vermutlich in Ulm und am Oberrhein. 1494 kehrte er wieder nach Augsburg zurück, wo er mit einigen Unterbrechungen bis 1515
lebte. Gestorben ist er 1524, möglicherweise in Basel oder Isenheim (Issenheim, französische Gemeinde im Département Haut-Rhin, W von
Ensisheim). Tätigkeiten in Isenheim und Luzern sind bezeugt.
Fotoreihe unten
links: Das Originalbild „Martyrium der heiligen Katharina“ (Inv.-Nr. 5297) von Hans Holbein d. Ä. wird in Augsburg im Schaezlerpalais
(Katharinenkirche) ausgestellt, Sammlung: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Fotos: Oliver Sachs (2019); mittig: obere Hälfte mit der
möglichen Darstellung eines Meteoritenereignisses; rechts: Detailansicht einzelner "feuriger" und "steiniger" Fragmente.
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Das Bild oben trägt den Titel „Martyrium der heiligen Katharina“ und entstand im Jahre 1512. Das Bild hat eine Größe von etwa
106 x 78 cm und wurde auf Nadelholz gemalt. Die hl. Katharina von Alexandrien (4. Jhd.) wurde, nachdem ihr Martyrium auf dem
messerbesetzten Rad durch einen vom „Himmel herabfahrenden Blitz“ vereitelt worden war, mit dem Schwert hingerichtet, so die Legende.
In der Kunst wird dieser „herabfahrende Blitz“ für gewöhnlich mit Lichtstrahlen bzw. als Hagel und unwetterartigen Regen und/oder
Blitze dargestellt (z. B. Simon Marmion um 1480
oder Lucas Cranach d. Ä. um 1505).
Mit Dürer bzw. Holbein d. Ä. hat sich diese Darstellungsweise stark verändert. Auf dem Bild wird offensichtlich ein Meteoritenereignis
dargestellt, das mit der bedrohlichen Wolke und den Strahlen aus dieser Wolke durchaus an die Darstellung des Ereignisses von Ensisheim
erinnert. Auch sind andere Beschreibungen von einem „Hagel an kleinen Steinen“ aus mehreren Interpretationen und Beschreibungen erwähnt
(z. B. Mühll, 1975, 1976; Marvin, 1992). Allerdings darf nicht vergessen werden, dass im Laufe der mehr als 500-jährigen Geschichte bis
heute nur der große, einzelne Meteorit als Fund überliefert wurde. Klare Belege für einen Meteoritenschauer, eine
Fragmentierung oder ein Zerbrechen durch den Aufschlag selbst kann bis heute nicht mehr eindeutig belegt werden. Die mit Beginn der
Renaissance gehäuft auftretende Darstellung derartiger Himmelsereignisse zeigt, dass der Meteoritenfall von Ensisheim nachweislich
einen Einfluss auf die damalige Kunstwelt hatte.
Dass bis heute nicht nur eine schriftliche oder bildliche Überlieferung des Geschehens, sondern noch Reste der Hauptmasse des Meteoriten
vorhanden sind, ist dem zu jener Zeit in der Stadt verweilenden späteren Habsburger Kaisers Maximilian I. zu verdanken. Am 26. November 1492
legte der Kaiser bei Ensisheim einen Zwischenhalt ein. An der Schwelle des späten Mittelalters zur Neuzeit wurden aus der Luft herabfallende
„Donnersteine“ als himmlische Zeichen gedeutet. In seinem Flugblatt von 1492 legte Sebastian Brant (siehe oben) das Ereignis von Ensisheim
als ein klares Zeichen dafür aus, dass Maximilian I. gegen die Franzosen einen Feldzug führen sollte und diesen dann zudem gewinnen werde.
Folglich wurde das Phänomen als ein Zeichen Gottes gesehen, das anfangs nicht zwingend als Strafe oder Drohung interpretiert wurde.
Trotzdem wirkte die Lichterscheinung, das Donnern und die Tatsache, dass so ein großer Stein einfach durch die Atmosphäre fällt doch
auch beängstigend. Vielleicht ist es diesem Gegensatz zu verdanken, dass Maximilian I. höchstpersönlich anordnete, dass der Stein
auf dem heiligen Boden der Kirche verwahrt und in Ketten gelegt werden solle. Dieser Maßnahme ist es wohl zu verdanken, dass ein
großer Teil des Meteoriten die Anfangszeit bis nach dem Dreißigjährigen Krieg überdauert hat.
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Bild: Der Ausschnitt stammt aus der Cosmographia (1588) des Sebastian Münster. Damals war der Meteorit an einer Kette in der Kirche
von Ensisheim aufgehängt. Sammlung und Foto Oliver Sachs
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Über 300 Jahre war der Meteorit in der Kirche angekettet und wurde dort meist nicht weiter beachtet. Trotzdem besuchten
diverse Persönlichkeiten den berühmten „Donnerstein von Ensisheim“. 1527/28 stattete Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493/94-1541),
bekannter unter dem Namen Paracelsus, und 1770/71 schließlich Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) dem Meteoriten einen Besuch ab.
In der Zeit der französischen Revolution, also zwischen 1789 und 1799, wurde der Meteorit ins Museum nach Colmar gebracht. Und erst in
dieser Zeit wurden mehrere große Teile von ihm abgeschlagen, wodurch sein Gewicht stark reduziert wurde. Erst nach 1800 wurde der Meteorit
von Ensisheim wieder in der Kirche aufgehängt. Und in diese Zeit fällt beispielsweise der Besuch von Ernst Florens Friedrich Chladni
(1756-1827), der heute als einer der Begründer der modernen Meteoritenforschung gilt. Seit dem der Turm der Kirche im Jahre 1854
zusammengebrochen ist, wird der kosmische Gesteinsbrocken er im Palais de la Régence in Ensisheim in einem kleinen Stadtmuseum aufbewahrt
und ausgestellt.
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Zusammentreffen zweier Weltraumreisender
Im Palais de la Régence wurde der Meteorit Ensisheim von einem der prominenten modernen Mitmenschen besucht: Es war der NASA Astronaut und
Pilot der Landefähre von Apollo 16, Charles Moss Duke Jr.
(Pressemitteilung, 2013; Keller, 2016). Bis heute hat sich der 10. Mensch, der den Mond betrat, seine Faszination für Meteorite behalten. Dies
belegt sein Kommentar, als Duke die Hauptmasse des Meteorit Stubenberg lachend in Händen hielt: "Wir beide waren zur gleichen Zeit im Weltall
unterwegs!"
Bild: Im linken Ausschnitt ist das am 1. Januar 1971
aufgenommene Porträit von Charles Duke zusammen mit seinem Originalautogramm zu sehen (ursprüngliche Aufnahme: NASA, Public Domain). Das Foto mit Charles Duke
und dem bayerischen "Meteorit Stubenberg" entstand rund 50 Jahre später, als am 1. Juni 2019 der "Moon Talk" im Deutschen Museum stattfand. Sammlung
und Foto: Oliver Sachs (2019)
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Was kann die Wissenschaft von dem Ensisheim-Meteoriten lernen? Warum sind überhaupt Meteoriten seit jeher für die Forschung so interessant?
Eigentlich begann die Geschichte des Ensisheim-Meteoriten nicht erst am 7. November 1492. Es fing sehr viel früher an. Detaillierte
wissenschaftliche Untersuchungen am Gestein des Ensisheim-Meteoriten ergaben nicht nur, dass es sich um einen klassischen Vertreter der
gewöhnlichen Chondrite vom Typ LL6 handelt, sondern dass er – wie viele Meteorite – etwa 4,6 Milliarden Jahre alt ist. Damit sind die meisten
Meteoriten deutlich älter als die ältesten bekannten Gesteine der Erde. Sie bestehen folglich aus sehr ursprünglicher Materie, die heute
nicht mehr auf der Erde gefunden werden kann. Meteorite geben den einzigen Beweis dafür, wie die Gesteine vor der Entstehung unserer Erde
zusammengesetzt waren und wie sich schließlich unser Heimatplanet aus kosmischen Staub- und Gesteinsansammlungen entwickelt hat.
Das Beispiel des Ensisheim-Meteoriten zeigt, wie aufregend und spannend, wie viel Aufsehen es erregen kann, wenn ein Stern vom Himmel fällt.
Zumal die sehr seltenen Paare „Fallbeobachtung – Meteoritenfund“ den Menschen der damaligen Zeit den einzigen direkten Beweis liefern konnten, dass
feste Materie tatsächlich als „Aerolith“ vom Himmel auf die Erde fallen kann.
Welche Typen und Größen von kosmischen Treffern gibt es?
Einen wirklich großen Einschlag eines Riesenmeteoriten oder Asteroiden auf die Erde fand in der bisherigen Menschheitsgeschichte noch nicht
statt. Zum Glück sind diese katastrophalen Ereignisse sehr selten. Aber es hat sie dennoch gegeben. Alleine in Süddeutschland wurden bislang zwei
große Meteoritenkrater nachgewiesen. Einer davon ist das Nördlinger Ries. Das Internetportal „Nördlinger-Ries“ soll die Entstehung und geologische
Entwicklung rund um das Ries genauer beleuchten.
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Die Erde wird seit ihrer Entstehung immer wieder von Materie aus dem Weltraum getroffen. Die Auswirkungen dieses kosmischen Bombardements
sind – je nach der Größe der Projektile – sehr unterschiedlich. Um die damit einhergehenden Phänomene besser verstehen zu können, sollte zuerst
das Augenmerk auf die Masse der extraterrestrischen Fragmente gerichtet werden. Natürlich spielen Geschwindigkeit und Zusammensetzung ebenso
eine gewisse Rolle.
Bild: Beispiele für extraterrestrisches Material, welches infolge unterschiedlicher Masse verschieden tief in die Atmosphäre
eindringt. Weniger dichtes kosmisches Material kann beim Auftreffen auf die Lufthülle zerbrechen und einen Meteoritenschauer verursachen,
dichtes Material dringt tiefer ein und erreicht mit zunehmender Größe schließlich die Erdoberfläche.
Quelle: Eichhorn et al. (2012), Grafik: © Bayerisches Landesamt für Umwelt
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Nomenklatur der kleinen und großen, auf die Erde fallenden kosmischen Körper
Kosmischer Staub
Hierbei handelt es sich um nicht klassifizierte, sehr
kleine Partikel aus dem Weltraum.
Ihre Größe variiert etwa zwischen 0,001 mm bis etwa 0,2 mm. Diese kleinsten kosmischen Körper repräsentieren sehr ursprüngliche Materie,
welche unablässig, häufig ohne auffälliges Glühen oder Aufleuchten, auf die Erde niederregnet. Die geschätzten Mengen variieren extrem.
Einige Autoren nehmen 6 Tonnen, einige über 80 Tonnen und wieder andere bis zu 1000 Tonnen pro Tag an. Wie gesagt, es sind Schätzwerte.
Mikrometeorite
Die Grenzen zwischen kosmischem Staub und Mikrometeorite sind fließend. Auch hierbei handelt es sich meist um nicht oder nur schwierig zu klassifizierende
kosmische Partikel. Diese werden beim Eintritt in die Erdatmosphäre häufig zu kleinen Kügelchen
umgeschmolzen. Der Entstehungsprozess wird hier
schön illustriert. Es gibt metallische, glasige, aber auch Mischformen dieser weltweit auffindbaren und allgegenwärtigen kosmischen Sphäroide.
Ihr durchschnittlicher Größenbereich variiert von rund 0,1 mm bis einige Millimeter. Manche Autoren sehen Mikrometeorite als Teil
des kosmischen Staubes an. Mikrometeorite repräsentieren größtenteils interplanetares Material, d. h. es stammt zum überwiegenden Teil aus
unserem Sonnensystem. In den letzten Jahren gingen die phantastischen Bilder des Norwegers Jon Larsen um die Welt.
Selbst auf youtube finden sich diese atemberaubenden und sehr ästhetischen
Fotos. Die Bilder und die verhältnismäßig einfach zu sammelnden Mikrometeorite veranlassten viele Wissenschaftler und Privatleute rund um den
Globus dazu, sich verstärkt auf die Suche nach Mikrometeoriten zu machen, wodurch laufend neue Beobachtungen gemacht werden.
"Je genauer hingeschaut wird, desto mehr wird gefunden": Zu beachten bleibt allerdings, dass der Mensch die Zahl der auffindbaren
„technischen Sphäroide“, also durch Menschenhand geschaffenen "Kügelchen" verschiedenster Art seit jeher beeinflusst hat. Beispielsweise
können durch diverse Verbrennungsprozesse (Industrie, Hausbrand, Verbrennungsmotoren, Feuerwerk), Verhüttungsprozesse, Bremsenabrieb oder
reflektierende Farbanstriche metallische, schlackenartige bzw. glasartige Kugeln entstehen und in die Umwelt gelangen.
Damit muss bei weitem nicht alles Kugelförmige ein echter Mikrometeorit sein. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass diese kleinen extraterrestrischen
Objekte so allgegenwärtig wie sichtbare und für uns nicht sichtbare "Sternschnuppen" sind.
Meteoroiden, Meteore und Meteoriten
Der Größenbereich von Meteoroiden ist, wie bereits bei den zuvor genannten Gruppen, nicht eindeutig definiert. Allgemein wird
ein Bereich von größer „kosmischem Staub“ und kleiner „Asteroid“ angegeben, wodurch ein weites Größenspektrum vom Submillimeter-Bereich
bis zu vielen Metern umfasst wird. Ursprünglich kann ein Meteoroid aus dem Asteroidengürtel, von einem Kometen, oder von Zusammenstößen
oder Impaktereignissen auf größeren Asteroiden, Monden oder Planeten stammen. Ein Meteoroid befindet sich anfangs noch im Weltall. Beim
Eintritt in die Erdatmosphäre bestzt ein Meteoroid, wie praktisch alle interplanetaren Körper, eine kosmische Geschwindigkeit von
rund 42 km/s (heliozentrische Geschwindigkeit). Ein kleiner Meteor wird
Sternschnuppe, ein größerer Bolide, Feuerkugel
oder Feuerball genannt. Die Lufthülle der Erde bremst den kosmischen Körper extrem stark ab, wudurch die damit einhergehende Luftreibung
den Meteoroiden aufschmilzt und verdampft. Damit führen bereits kleine Meteoroide zu faszinierenden Lichterscheinungen am abendlichen Himmel
führen. Die Fälle größerer Meteoroide können auch am Tage als spektakulären Leuchterscheinungen (gelegentlich mit gut sichtbarer, langgezogener
Rauchspur) und durch die Entstehung einer atmosphärischen Schockwelle (Überschallknall, Fragmentierungsprozesse) mit einer hörbaren, lauten
Geräuschentwicklung verbunden sein. Erst wenn ein Meteoroid die Erdatmosphäre durchquert und den Erdboden erreicht hat wird er als
"Meteorit"
bezeichnet. Bereits beim Eintritt in die Lufthülle kann ein Meteoroid in viele Einzelteile zerbrechen, wodurch dann ein Schauer mit einem ganzen
Streufeld von kleineren Meteoriten entsteht. In Bayern ist das am 6. März 2016 bei der Gemeinde Stubenberg passiert. Bei diesem
beobachteten Meteoritenfall
zerbrach der Mutterkörper in ein großes und fünf deutlich kleinere Fragmente, wodurch ein Streufeld entstand.
In Deutschland gibt es bislang 53 offiziell anerkannte Meteorite. Von diesen Meteoriten liegt Material vor, so dass das Gestein oder Metall
wissenschaftlich untersucht und klassifiziert werden kann. Zusätzlich gibt es in Deutschland drei historisch beobachtete und mit historischen
Meteoritenfunden belegte Fallereignisse (A: Ortenau 1671; B: (Bad) Rodach, 1775; C: Stolzenau, 1647). Da diese drei ehemals
vorhandenen Meteoriten in den Wirren der Jahrhunderte verloren gegangen sind, wurden sie zwar von der
Meteoritical Society (USA) offiziell anerkannt, konnten aber nie
mit modernen Methoden wissenschaftlich untersucht und klassifiziert werden.
Die Problematik der historisch beobachteten und ehemals dokumentierten Meteoritenfälle sei an dieser Stelle am Beispiel des Meteoritenfalls von
Stolzenau (Niedersachsen) genauer erläutert: Der Fall des als Steinmeteorit interpretierten Himmelskörpers trug sich am 1. Juli 1647 gegen
12:00 Uhr mittags zu (Gehler & Reich, 2015). Aus der zeitgenössischen erstmaligen Fallbeschreibung im sechsten Teil des imposanten Werkes "Theatri Europaei"
(Schleder, 1652) werden charakteristische Beschreibungen überliefert, die in späterer Zeit als Meteoritenfall gedeutet wurden. Auf den Seiten
299 und 300 wird unter "Zeiche und Wunder" beschrieben, dass zur Mittagszeit plötzlich laute Schallerscheinungen ("100 Trommeln" gefolgt von
zwei Kanonenschüssen), Raucherscheinungen als "liechten Wolcken" sowie eine Kugel die "wie ein Granat" als "Bogen-Schuß" zu sehen war. Die vom Himmel
gefallene Kugel war auf den Boden gefallen und zersprungen. Sie war äußerlich Schwarz, die Bruchflächen zeigten metallische und goldfarbene Komponenten
("außwendig Kohlschwartz / inwendig aber wie Erz / da Gold innen sitzet"). Siehe hierzu auch die beiden folgenden abgebildeten Scans der Originalseiten 299 und 300.
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links: Detailansicht der Seite 299; rechts: Detailansicht der Seite 300; beide aus "Theatri Europaei" (Schleder, 1652). Die Beschreibung
von 1647 stellt die älteste gedruckte Überlieferung der Fall- und Fundbeschreibung des heute nicht mehr vorhandenen Meteoriten von
Stolzenau (Niedersachsen) dar. Sammlung und Foto Oliver Sachs
Das war über Jahrhunderte die früheste Beschreibung zum "Steinfall zwischen den Ortschaften Schamerloh und Warmsen", die allerdings durch den
Chronisten Johann Georg Schleder (1597-1685) mit etwas Phantasie und gewissen Übertreibungen ausgeschmückt wurde. Erst zu Beginn des 19ten
Jahrhunderts wurde die meteoritische Natur der Fundstücke nach und nach erkannt. Verfeinerte chemische Analysemethoden an Meteoriten führten zu der Erkenntniss,
dass es sich bei dem von Schleder (1652) beschriebenem Gold eigentlich um Schwefelkies handelt (Weise, 1808).
Bei irdischen Gesteinen ist das goldfarbene Mineral Schwefelkies unter dem Namen Pyrit oder Eisenkies und im Volksmund als Katzen- oder Narrengold bekannt.
Bei Meteoriten wird der Schwefelkies heute als Troilit bezeichnet. Der Begründer der modernen Meteoritenforschung, Ernst Florens Friedrich Chladni (1756-1827),
nahm den Meteorit Stolzenau bereits 1812 in sein Verzeichnis "der herabfallenden Stein- und Eisenmassen" auf. Neuere wissenschaftshistorische Forschungen
von Gehler & Reich (2015) an einer wiedergefundenen Originalquelle in Form eines ausführlichen handschriftlichen Briefes, der nur eine Woche nach dem
Fallereignis an Herzog Friedrich IV. (1574-1648) zu Braunschweig und Lüneburg adressiert war, erbrachten nicht nur das genaue Falldatum (1. Juli 1647
und nicht August), sondern dokumentierten detailreiche Augenzeugenberichte zu dem Meteoritenfall mit den einhergehenden Phänomenen und den gefundenen
Meteorsteinen. Nach Gehler & Reich (2015) zeigt die sehr ausführliche und genaue Beschreibung des Fallereignisses, aber auch die Erwähnung der schwarzen
Schmelzkruste und der inneren, metallhaltigen Matrix, dass es sich tatsächlich um einen Steinmeteoriten gehandelt haben muss. So lange allerdings kein
Originalmaterial dieses Falles mit modernen wissenschaftlichen Methoden untersucht wurde, bleibt der Meteoritenfall von Stolzenau "nur" ein belegtes und
dokumentiertes Fallereignis. Genauso wie die Meteoritenfälle von 1671 bei Ortenau und 1775 bei (Bad) Rodach, deren Fall- und Gesteinsbeschreibungen
ebenfalls ganz eigene, spannend zu lesende Dokumentationen vom "Meteoroid" (Fallereignis) zum "Meteorit" (Fund) und durch seinen physischen Verlust für
Wissenschaft und Heimatforscher fast schon wieder verloren gegangen ist.
Asteroiden und Kometen
Auch zwischen den Meteoroiden und Asteroiden ist die Grenze wieder fließend. Die Größe von Asteroiden reicht von mehreren Metern bis zu vielen
Kilometern im Bereich des größten Durchmessers. 90 % der bekannten Asteroiden befinden sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Aufgrund
der geringen Masse und den damit verbundenen schwachen Gravitationskräften hat ein Asteroid keine reine Kugelform, sondern stellt ein unregelmäßig geformter
Körper dar. Asteroiden gehören folglich nicht zu den Planeten, sondern werden zusammen mit den zuvor beschriebenen Meteoroiden und den Kometen (im Gegensatz
zu Asteroiden gasen diese in Sonnennähe aus) zu den planetaren Kleinkörpern gezählt. Nach heutigem Wissensstand geht man davon aus, dass die Asteroiden
Überbleibsel aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems darstellen. Trifft ein Asteroid oder Riesenmeteorit von mehr als einigen Zehner Metern die Erde,
so wird er durch die Atmosphäre kaum abgebremst. Damit trifft der Körper mit nahezu kosmischer Geschwindigkeit auf die Erdoberfläche und es entsteht in der
Folge ein Impaktkrater. In Deutschland wurden bislang zwei Impaktkrater nachgewiesen: das kleinere Steinheimer Becken und das größere
Nördlinger Ries. Beide Krater liegen in Süddeutschland.
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Verwendete und weiterführende Literatur und Links:
Aumann, G. (1980): Meteoriten – Boten aus dem Weltall.- Band 22, 84 Seiten, Natur-Museum Coburg - Erläuterungen zu den Schausammlungen.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen (1988): Staatsgalerie Augsburg, Städtische Kunstsammlungen.- Band 1: Altdeutsche Gemälde Katalog (3. Auflage), 171 Seiten, 85 Tafeln, München.
Brandstätter, F., Ferrière & Köberl, Ch. (2013): Zeitzeugen der Entstehung des Sonnensystems.- 267 Seiten, Verlag des Naturhistorischen Museums, Wien.
Bühler, R. W. (1988): Meteorite – Urmaterie aus dem interplanetaren Raum.- 192 Seiten, Birkhäuser Verlag Basel - Boston - Berlin.
Chladni, E. F. F. (1812): Chronologisches Verzeichnis der herabfallenden Stein- und Eisenmassen.- Beiträge zur Chemie und Physik, Band 4, Heft 1, Beilage 1, Seiten 1-19, Nürnberg.
Eichhorn, R., Geiß, E. & Loth, R. (2012): Nicht von dieser Welt - Bayerns Meteorite.- 128 Seiten, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Augsburg.
Gehler, A. & Reich, M. (2015): Die Meteorite Niedersachsens.- 102 Seiten, Naturhistorika - Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover, Hannover.
Heide, F. (1988): Kleine Meteoritenkunde.- 188 Seiten, Springer-Verlag Berlin - Heidelberg - New York - London - Paris - Tokyo.
Imhof, A. L. v. (1695): Neu-eröffneter Historischer Bilder-Saal.- Band 4, 807 Seiten, Nürnberg.
Marvin, U. B. (1992): The meteorite of Ensisheim: 1492 to 1992.- Meteoritics 27, pp. 28-72.
Mühll, T. v. d. (1975) Der Donnerstein von Ensisheim.- Nummerierte Auflage von 600 Exemplaren (hier schwarze Nr. 59) für den Buchhandel, 42 Seiten, Birkhäuser Verlag, Basel.
Mühll, T. v. d. (1976) Der Donnerstein von Ensisheim.- Nummerierte Auflage von 1200 Exemplaren (hier rote Nr. 22) für Freunde des Verlages, 42 Seiten, Birkhäuser Verlag, Basel.
Rétyi, A. v. & Aumann, G. (1996): Meteorite – Boten aus dem Weltall.- Band 22, 116 Seiten, Natur-Museum Coburg.
Schawe, M. (o. J., um 2002): Staatsgalerie Augsburg, Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche.- Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 118 Seiten, Augsburg.
Schleder, J. (1652): Zeiche und Wunder. In: Theatri Europaei / Sechster und letzter Teil / Das ist / Ausführliche Beschreibung der Denkwürdigsten Geschichten / so sich hin und wieder durch Europam (…) vom Jahr Christ 1647. biß 1651. allerseits begeben und zugetragen.- Theatri Europaei, Band 6, Seiten 299-300, Verlag Matthaei Merians Seel. Erben, Franckfurt am Mayn [Frankfurt am Main].
Weise, J. C. G. (1808): Noch zwei Nachrichten von älteren Meteorsteinen.- Annalen der Physik, Band 29, Seiten 215-216, Halle.
Ergänzende Links:
Brant, S. (1492): Vom Donnerstein bei Ensisheim (Universitätsbibliothek Tübingen,
Zitierlink: http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/KeXVIII4a_fol_23).
Keller, W. (2016): Ensisheim und sein Meteorit (Dokumentation von 2017).
Pressemitteilung (2013): Der Meteorit von Ensisheim 15. November – 18. November 2013 im Meteoritensaal des NHM.- Pressemappe_Der Meteorit von Ensisheim_final-2.pdf
Wikipedia "Büßender Hieronymus" von Albrecht Dürer, Link zu dem Ölgemälde "(explodierender Himmelskörper)".
Wikipedia "Kosmischer Staub" Link zu dem Foto "(Poröses interplanetares Staubpartikel aus Chondrit)".
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In eigener Sache – wichtig
Der Beginn der Riesforschung reicht mittlerweile mehr als 200 Jahre zurück. Damit sind signierte Sonderdrucke, aber
auch Gesteine oder Fossilien längst vergangener Aufschlüsse in alten Schul- und
Schausammlungen immer wieder vorhanden. Für die moderne Wissenschaft können alte Fundstücke sehr, sehr wichtig sein.
So ist beispielsweise der historisch bedeutsame Aufschluss von Amerbach mit seinem rötlich-violetten Suevit seit mehr
als 60 Jahren nicht mehr aufgeschlossen.
Foto: historisches Schubladenschild der Spezialsammlung „Nördlinger Ries“, welche
heute Teil des Naturhistorischen Museums der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen a. d. Donau ist.
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Leider kommt es immer wieder vor, dass alte und vermeintlich uninteressante geologische Sammlungen aus Schulen und
anderen öffentlichen Einrichtungen, Bibliotheken oder von Privatleuten aus Platzgründen oder durch Erbfall weggegeben
oder schlimmstenfalls entsorgt, d. h. vernichtet werden. Gerne erkläre ich mich bereit, kostenlos eine solche
gefährdete Sammlung zu begutachten und historisch oder wissenschaftlich interessante Stücke für die Zukunft zu sichern.
Falls sie Fragen hierzu haben, dann können sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
Foto: historische Suevitprobe aus Amerbach (von Zenetti als Liparit bezeichnet) und Bunte Brekzie. Beide
Proben gehören heute zur Sammlung des Naturhistorischen Museums der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen
a. d. Donau. Quelle: Sachs, O. & Gregor, H.-J. (2010): Geschichte und Bedeutung der Spezialsammlung „Nördlinger Ries“
im Naturhist. Museum der Akademie in Dillingen a. d. Donau, Dokumenta Naturae, SB 57.
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